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Brasilien 2012

Brasilianische Begegnungen mit Gospel, Bach und fränkischem Liedgut

Der Gospelchor Sound of Joy der Nikolaus-Selnecker-Kantorei Hersbruck auf Konzertreise in Brasilien

„Sound of Joy“ steht für „Klang der Freude“ und der Gospelchor „Sound of Joy“ der Nikolaus-Selnecker-Kantorei Hersbruck will durch seine Musik die frohe Botschaft verkünden und damit Freude in die Herzen der Menschen bringen. Auf seiner Konzertreise durch Brasilien begeisterte der Chor mit Bläsern und Band in neun Konzerten und zwei musikalisch ausgestalteten Gottesdiensten sein Publikum von Rio de Janiero bis Porto Alegre. Dabei nehmen die Sängerinnen und Sänger die Erinnerung an viele schöne und ergreifende Momente mit nach Hause, denn in Brasilien hat die musikalische Botschaft des Chores die Menschen erreicht, wie noch nie zuvor auf einer Konzertreise. Alle Konzerten waren gut besucht und am Ende wurde der Gospelchor euphorisch gefeiert. Die mitgebrachen CDs des Chores waren bereits nach der Hälfte der Konzerte ausverkauft. Neben der völkerverbindenden Kraft der Musik, wird dem Gospelchor vor allem die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Brasilianer im Gedächtnis bleiben. Die Sängerinnen und Sänger durften auf ihrer Reise viele großartige Menschen treffen und hatte so die Gelegenheit unvergängliche Freundschaften zu schließen. Auch deshalb war die Reise einmalig, denn der Chor lernte nicht nur das Land Brasilien kennen, sondern vor allem die Menschen, die darin leben.

Bereits vor über 150 Jahren wurden von Hersbruck aus die ersten Missionare nach Brasilien entsandt und die Brasilienmission nahm ihren Anfang. Vom 24. August bis 11. September 2012 wurde der Chor mit Bläsern und Band als offizieller Begegnungschor der Bayerischen Landeskirche und musikalischer Botschafter aus dem Ursprungsdekanat der Brasilienmission von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Brasiliens zu einer Konzertreise nach Brasilien eingeladen, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Dekanat Hersbruck, der Kirchengemeinde Kirchensittenbach und der Stadt und Region Imigrante in Brasilien weiter zu vertiefen.

Die erste Station der Konzertreise war die 20 Mio. Metropole Sao Paolo (siehe Bericht vom 31. August). Hier wurde der Gospelchor vom Pfarrer der Gemeinde Santo Andre, Herrn Carlos Musskopf, herzlich in Empfang genommen. Musskopf führte die Sängerinnen und Sänger auch in die Geschichte der Ausbeutung in Brasilien ein. Eine Mentalität die leider noch immer andauert. Wurden früher die indigene Bevölkerung ausgenutzt, so wird heute der gesamte Wirtschaftsstandort ausgebeutet, denn die Produkte selbst werden zwar in Brasilien produzieret, die Forschung und Entwicklung findet jedoch in den Heimatländern der internationalen Firmen statt. Als Resultat erstrecken sich die Armenviertel – die Favelas – über weite Teile der Stadt und der besserverdienende Teil der Bevölkerung schütz Haus und Hof durch vergitterte Fester und hohe Mauern, die mit Stacheldraht oder Elektrozäunen überzogen sind. Durch verschiedene soziale Projekte der Regierung und dem Engagement der ev.-luth. Kirche konnte die Situation jedoch verbessert werden. So wurde beispielsweise initiiert, dass Jugendliche aus den Favelas in die Schule gehen können und kostenlos Musikunterricht erhalten um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Daraus entstand ein eigenes Orchester an der Universidade Methodist de Sao Paolo. Im Rahmen eines gemeinsamen Konzerts mit diesem Orchester – mit einer „Advents“- Kantate von Johann Sebastian Bach – hatte der Gospelchor die Chance diese großartigen und herzlichen Jugendlichen kennenzulernen und das Publikum war hell auf begeistert. Ganz im Gegenteil zur Gemeinde Santo Andre, die bei dem dortigen Konzert des Gospelchores erst auftauen musste, den anschließenden Begegnungsabend mit dem Chor bei fränkischer Blasmusik mit gemeinsamen Tanz und vielen guten Gesprächen aber sichtlich genoss.

Mit den beiden Busfahren des Gospelchores, Edson und Wilson führte die Konzertreise vorbei an dichten Urwald und unzähligen Bananenfeldern weiter nach Joinville, der nächsten Station der Reise, wo der Chor im Gästehaus des ev.-luth. Seniorenheims untergebracht war. Die deutschstämmigen Bewohner des Heims erfreuten sich offenkundig am spontanen Konzert des Gospelchores mit den anschließenden Gesprächen, sowie an der gemeinsamen Andacht. Neben einem Konzert in Joinville selbst, gab der Gospelchor auch Konzerte vor, vor allem von den klassischen deutschen Kirchenliedern, begeistertem Publikum im kolonialistisch geprägten Curitiba und dem durch Fachwerkhäuser bestechenden Blumenau. In Blumenau findet alljährlich das zweitgrößte Oktoberfest der Welt statt. Hier durfte eine Verkostung des Bieres der lokalen Brauerei „Eisenbahn“ natürlich nicht fehlen. Ein Ausflug zum Traumstrand von Sao Fransisco do Sul rundete den Aufenthalt in Joinville ab.
Die nächste Etappe der Konzertreise stellte die Partnergemeinde von Kirchensittenbach, das idyllisch gelegene Imigrante, dar. Nach einer kurzen Verzögerung aufgrund einer Reifenpanne, wurden die Sängerinnen und Sänger hier herzlich in Ihrer Unterkunft, dem Franziskanerkloster Convento Sao Boaventura, empfangen und während Ihres Aufenthaltes mit himmlischen Gaumenfreuden aus eigenem biologischen Anbau verköstigt. Der ehemalige Präsident der brasilianische Landeskirche und Vorsitzende des Komitees für den Austausch Imigrante/ Kirchensittenbach, Huberto Kirchheim, zeigte dem Gospelchor die Region Imigrante mit einer Weinprobe in den Weinbergen, der größten Kakteenzucht Lateinamerikas und dem Feriendomizil Teutonia. Auch seine Heimatstadt Lajeado durfte nicht fehlen. Hier besichtigte der Chor das Freilandmuseum der deutschen Siedlungen und gab ein Konzert vor begeistertes Publikum. Auf dem anschließenden Empfang hatten die Sängerinnen und Sänger viele angeregte Gespräche mit den deutschstämmigen Gästen.

Höhepunkt des Aufenthalts in Imigrante war jedoch der Begegnungsabend und Empfang der Gemeinde und das Konzert vor euphorischem Publikum mit der Big Band Imigrante am folgenden Tag. Beim leckeren „Churrasco“ im Anschluss kamen sich die Mitglieder des Gopelchores und der verschiedenen Imigranter Musik- und Volkstanzgruppen schnell näher und es wurde viel geredet, gelacht, gemeinsam musiziert und vor allem getanzt. Da viel es den Sängerinnen und Sängern des Gospelchores leicht, dem Wunsch von Paolo Altmann, dem Bürgermeister von Imigrante nachzukommen, und nur „das beste mitzunehmen aus Imigrante“. Der Abschied von Imigrante, vor allem von den lieb gewonnen Franziskanerbrüdern, die den Chor in ihrem Convento mit Speis und Trank fast überhäuften, fiel dann umso schwerer.

Von Imigrante aus besuchte der Gospelchor außerdem die Wurzel der Brasilienmission, das theologische Zentrum auf dem Spiegelberg von Sao Leopoldo mit der 1946 gegründeten Theologische Hochschule Escuela Superior de Theologia „EST“ und der größten ev.-luth. Bibliothek in Brasilien. Die Sängerinnen und Sänger des 2011 in Hersbruck und Kirchensittenbach gastierten Chores Anima, studieren an dieser Hochschule. Im 1939 gegründeten Diakonissenmutterhaus, dem einzigen in Brasilien, erläuterte Schwester Wilma, die stellvertretende Oberin, dass von hier aus die Schwestern ins ganze Land entsendet werden um in den Bereichen Erziehung und Gesundheit zu wirken, was für die Entwicklung des Landes wichtig war und ist. Stolz präsentierte sie den Schatz des Mutterhauses, eine Bibel die den Diakonissen 1909 von Kaiserin Auguste Viktoria geschenkt wurde. Bei der anschließende Führung durch das angegliederte Seniorenheim, durften sich die Bewohner über eine Kostprobe des Gospelchores freuen und sangen sogar „Lobe den Herren“ voll Inbrunst mit. Der Sekretär für Diakonie der Brasilianischen Landeskirche, Mauro Sousa dankte, auf dem anschließenden Konzert und Empfang in Portao, dem Chor für seine Darbietung: „Ich freue mich zu hören, dass ihr mit der frohen Botschaft des Gospels die Welt bereist. Damit gibt es für die frohe Botschaft des Gospels keine Grenzen.“ In Porto Alegre sang der Gospelchor nach einer kurzen Stadtrundfahrt ebenfalls ein Konzert, u.a. vor dem Präsident der Brasilianischen Landeskirche, Dr. Nestor Friedrich, der sich mit den Worten aus Jeremia „Musik ist Freude und Trost“ sichtlich über den Besuch anlässlich des Lutherjahres unter dem Motto „Reformation und Musik“ freute. Nach dem Konzert in Porto Alegere gab es auch ein Wiedersehen mit den Sängerinnen und Sängern des Chores Anima.

Aufgrund einer Panne kam der Gospelchor leider erst mit einem Tag Verspätung in seiner nächsten Station, der Stadt Medianiera, an. Neben einem Konzert vor enthusiastischen Publikum und einem Empfang bei landestypischen Spezialitäten, hatte der Chor hier die Gelegenheit den Itaipu Staudamm mit dem zweitgrößten Stausee der Welt und natürlich die beindruckenden und atemberaubenden Wasserfälle von Foz do Iguacu zu bestaunen. Die Freude wurde allerdings getrübt, als bei der Besichtigung der Brücke der Freundschaft nach Paraguay Wertsachen einiger Chormitglieder aus dem Bus entwendet wurden. So lernte der Chor leider auch die Schattenseiten dieses sonst so herzlichen Landes kennen.

Nach ca. 6.000 km im Bus, legte der Chor letzte Etappe der Reise nach Rio de Janeiro mit dem Flugzeug zurück. Dort mussten Koffer und Equipment leider über 200 Stufen zur Unterkunft, dem Kloster Convento Catolico, geschafft werden. Die Mühe hatte sich jedoch gelohnt, denn oben angekommen bot sich den Chormitgliedern ein atemberaubender Ausblick über das Lichtermeer von Rio. Sogar die beleuchtete Christus-Statue auf dem Corcovado war zu sehen.

In der Martin-Luther-Gemeinde von Rio de Janiero gestaltete der Gopelchor am nächsten Tag den Gottesdient mit anschließendem kleinem Konzert aus, vor einer euphorischen Gemeinde. Das touristische Programm durfte in Rio natürlich auch nicht fehlen und so besichtigte der Chor vor seiner Rückkehr das Maracana Stadion, das größte Fußballstadion der Welt, den Paradeplatz auf dem der berühmte Karnevalsumzug der Sambaschulen stattfindet, den Corcocvado mit der berühmten Christus-Staute, den Strand von Ipanema und Copacabana und natürlich den Zuckerhut mit einem traumhaften Ausblick über Rio im Sonnenuntergang.

Der Gosplechor Sound of Joy bedankt sich an dieser Stelle herzlich bei seinem Chorleiter KMD Karl Schmidt der durch seine engagierte Organisation und umfassende Planung der Reise, diese unvergessliche Erlebnis „Brasilen“ und die inspirierenden Momente dieser Reise ermöglicht hat. Ebenfalls bedankt sich der Chor bei der Bayerischen Landeskirche, der Mission „Eine Welt“, dem Bayerischen Musikrat und sowie der Kirchengemeinde, dem Dekanat und der Stadt Hersbruck für die finanzielle Förderung der Konzertreise sowie bei den zahlreichen lokalen Firmen, Unternehmen und Privatpersonen, die die Reise ebenfalls durch Spenden unterstützt haben.

Saskia Reiß