Der Jugendchor der Hersbrucker Selneckerkantorei mit Bläsergruppe veranstaltete unter der Leitung von Bezirkskantor Karl Schmidt vom 5.April bis zum 10. April 1994 eine Konzerttournee zu evangelischen Christen nach Norditalien. Dabei standen unter anderem Konzerte in Mailand und Torre Pellice auf dem Programm.
Die erste Etappe der Reise ging nach Verona. Dort besichtigte die 53-köpfige Gruppe unter anderem die berühmte „Arena di Verona“ sowie die Altstadt. Die Sänger ließen es sich nicht nehmen, an der berühmten Stätte der italienischen Oper ein Lied anzustimmen – eine überraschende Akustik. Erster Kontakt mit echt italienischen Spezialitäten wie Eis oder ausgefallener Mode wurde danach schnell geschlossen.
Abends gegen 21.00 Uhr Traf der Chor in Mailand ein und wurde von der dortigen evangelischen Gemeinde herzlichste aufgenommen – man hatte schon Pasta mit Tomatensauce und einer einzigartigen Olivenöl-Thunfischsauce vorbereitet. Die Nacht verbrachten die Hersbrucker dann in der Jugendherberge.
Eingeladen zu dieser Reise waren die Sängerinnen und Sänger vom deutschen Pastor Ulrich Eckert aus Mailand und Diakon Massimo Longo aus Torre Pellice. Ulrich Eckert war einigen Chormitgliedern noch aus seiner Hersbrucker Zeit bekannt, als er selber einige Jahre im damals neu gegründeten Jugendchor mitsang.
Der nächste Tag in Mailand stand für touristische Erkundungen frei. Unter der Führung von Pastor Eckert erschloss sich der Chor einige der echten Sehenswürdigkeiten der zweitgrößten Stadt Italiens, darunter das „Castello Sforzesco“, den Dom, die Scala und die Via Montenapoleone, die vermutlich bekannteste Nobeleinkaufmeile und Modestraße Italiens.
Die evangelischen Gemeinden der Stadt Mailand zählen nur wenige hundert Mitglieder. Umso überraschender war es, dass das erste Konzert der Reise außerordentlich gut besucht war. Der Chor sang dabei wie gewohnt eine Mischung aus deutsch- und englischsprachigen Liedern sowie Gospels und Spirituals. Wie im Übrigen bei allen weiteren Konzerten durften die Sänger unter „Maestro“ Karl Schmidt erst nach einigen Zugaben von der Bühne. Am folgenden Tag fuhr die Gruppe nach einem Ausflug zum „Guiseppe Meazza Stadion“, wo die Fußballfreunde zu ihrem Recht kamen, an den Lago Maggiore. Hier gab es bei herrlichem Wetter Mittagessen. Später ging es über Turin weiter nach Torre Pellice.
Diese kleine Stadt von der Größe Hersbrucks am Fluss Pellice liegt am Anfang des mit 15 Kilometern kürzesten Tals der westlichen Alpen. Über Jahrhunderte diente es den Waldensern als Heimat und Unterschlupf vor den Verfolgungen des Mittelalters sowie der Zeit danach. Diese vom Lyoner Kaufmann Petrus Waldes gegründete christliche Bewegung gehört seit 1532 zu den reformierten Kirchen.
Die Aufnahme in den Familien sowie in der im Gästehaus der Gemeinde – der „Foresteria“ – war überaus warmherzig. Schon nach kurzer Zeit wurden aus Gästen und Gastgebern Freunde. Diakon Massimo Longo führte bei strahlendem Sonnenschein den Chor zu den schönsten Punkten dieses Gebirgstals. Alle genossen die grandiose Aussicht auf den teilweise schneebedeckten Monte Vandalino und die umliegenden Berge. Im Angrogna-Tal besichtige man die so genannte Chiesa d’al tana eine Naturfelsenhöhle, die während der Verfolgung der Waldenser als Gottesdienstraum und Zufluchtstätte für bis zu 200 Gläubige diente.
Die Kirchen der Waldensergemeinden sind allesamt schlicht und einfach gehalten, verfehlen jedoch nicht eine gewisse Wirkung.
Am Freitagabend gab der Chor ein Konzert in der Kirche von Pomaretto, tags darauf in Torre Pellice. Besonders herzlich wurden die Bläser der Selneckerkantorei aufgenommen, da derartige Ensembles in dieser Gegend sehr selten sind. Kantor Karl Schmidt hatte bei der Wahl des Programms den Geschmack des Publikums voll getroffen.
Am Sonntag gestaltete der Jugendchor noch den Gottesdienst in Torre Pellice mit. Mit den besten Wünschen des örtlichen Pfarrers samt Gemeinde ging nach sechs Tagen für die Mitglieder des Jugendchores und der Bläsergruppe der Selneckerkantorei Hersbruck eine ganz besondere Reise zu Ende./a