Letztes „Sound of Joy“- Konzert mit Karl Schmidt
HERSBRUCK – Dass es Tränen gab, kam nicht überraschend. Dass das Abschiedskonzert des Gospelchors „Sound of Joy“ mit seinem scheidenden Chorleiter Karl Schmidt trotzdem eine Ode an die namensgebende Freude geworden ist, lag am Schwung, an der Singfreude und am hohen Niveau der Musizierenden. Emotionale Wellen schwappten in der bis zur obersten Empore gefüllten Stadtkirche also in beide Richtungen.
Ein „unglaublich hohes Niveau“ — das attestierte auch Chorleiter und Kirchenmusikdirektor Karl Schmidt, der dieses Kompliment sonst nicht häufig macht, „seinen“ Sängern in den Abschiedsworten. Die wurden mit viel Rührung entgegengenommen. „Aber“, diese kleine Spitze konnte er sich nicht verkneifen, „für ein solches Niveau ist jede einzelne Chorprobe wichtig! Bleibt dran“, gab er seinem Chor und seiner Nachfolgerin Heidi Brettschneider mit, die sich im Publikum selbst ein Bild von einer ihrer zukünftigen Aufgaben machte.
Müheloser Wechsel
Der Chor, die Begleitband und die Bläsercombo zeigten nach einem intensiven Probenwochenende die ganze Bandbreite ihrer Fähigkeiten und starteten mit temperamentvollen und dramatisch arrangierten Songs ins Konzert. Der Klangteppich der Begleitinstrumente ist über mehr als drei Dekaden immer professioneller geworden und changiert mühelos zwischen Musicalsound, Popklängen und orchestraler Untermalung.
Swing und Rock meint man zu hören, die fabelhaft präzisen Wechselgesänge zwischen Männer- und Frauenstimmen in „Soon Ah Will Be done“ sorgen für Spannung und Abwechslung.
Dramatische Pausen in „Keep Your Lamps Trimmed and Burning“, die melancholische Sehnsucht in „Gabriellas Song“, makellos vorgetragen von den Bläsern, und das ausschließlich von Männerstimmen hinreißend pointiert interpretierte „Little Innocent Lamb“, herrliche Solisteneinlagen und die obligatorischen Mitsinglieder leiten im Finale in das schmissige und jubilierende „Rejoice“ über.
Herzlicher und donnernder Applaus geht in stehende Ovationen über. In einem hochemotionalen Moment ziehen alle Chormitglieder Schilder hervor, die mit „Danke“ beschriftet sind und verneigen sich diesmal nicht vor ihrem Publikum, sondern vor ihrem Chorleiter. Er hat „Sound of Joy“ 37 Jahre geleitet, wo, wie Schmidt selbst verschmitzt anmerkt, 19 Ehen entstanden sind. 270 Konzerte und 17 Chorreisen hat er dirigiert.
Drei Zugaben
Hände werden geschüttelt und warmer Dank ausgesprochen, Taschentücher werden gezückt und schließlich wieder weggesteckt, um tief Luft zu holen und noch einmal mit voller Wucht drei Zugaben in den Kirchenraum zu schmettern. Denn eines ließ „Sound of Joy“ nie vergessen: Dass die Musikstücke des Chors in den Glaubenserfahrungen, den Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz mit Blick auf ihren Schöpfer ihren Ursprung haben und all das Sehnen, Klagen und Jubeln eine Adresse hat. Wie passend also, dass das allerletzte Stück, das Wunschlied Karl Schmidts, im prächtigsten Gotteshaus Hersbrucks auf einem fast gehauchten „Amen“ endet.