Bei der Abfahrt wussten die rund 60 Sängerinnen und Sänger sowie Musiker, dass sie keine reine Urlaubswoche vor sich haben: Nur wenige Stunden nach der Ankunft im steirischen Voitsberg war bereits das erste Konzert der Chorreise geplant. Neben Spirituals, den alten Liedern der versklavten Farbigen in den USA, standen auch neue Gospels und swingende Songs der Bläser auf dem Programm der Hersbrucker, das sie erstmals in der katholischen Kirche der „Fast-Partnerstadt“ sangen. Zuerst klangen jedoch keine Gospelsongs durch das Gotteshaus, sondern steirische Volkslieder aus den Mündern eines Voitsberger Chors. Danach waren die Hersbrucker an der Reihe und konnten das Publikum mit ihrer Musik für sich gewinnen. Auch am nächsten Morgen noch keine Spur von Faulenzen: Der Chor teilte sich auf, um zeitgleich den Verabschiedungsgottesdienst der evangelischen Pfarrerin und den katholischen Gottesdienst auf dem Jahresfest der Freiwilligen Feuerwehr musikalisch zu umrahmen. Einen Teil der Lieder des Konzertprogramms sangen die Chormitglieder im Anschluss bei einer Matinee des Gemeindefestes der evangelischen Kirche. Für den Abend hatte der Voitsberger Stadtrat Franz Sachanek, ein Verwandter des Hersbrucker Bürgermeisters Wolfgang Plattmeier, der für Chorleiter Karl Schmidt die Organisation vor Ort übernommen hatte, ein Konzert unter freiem Himmel in einer Heurigenklause bei Deutschlandsberg vorgesehen. Wegen schlechten Wetters wurde umdisponiert: Die Chormitglieder brachten den Gästen der Klause einige Gospels und fränkische Ständchen in der Gaststube und ließen den Abend nach steirischer Art ausklingen. Die kommenden beiden Tage galten ganz der Erholung: Nach der Besichtigung des Lippizaner-Gestüts in Piber, der faszinierenden Hundertwasser-Kirche in Bärnbach, die der österreichische Künstler in den 80er Jahren nach seinem Geschmack renoviert hatte, und einer Wanderung auf den nahen Rappoldkogel verbrachte die Gruppe den Dienstag komplett in Graz. Im Dom der ehemaligen Hauptstadt genossen die Sängerinnen und Sänger bei einem spontanen Lied eine unglaubliche Akustik. Während des gesamten Aufenthaltes in Österreich spürten die Gäste vor allem die große Gastfreundschaft, die sich schon alleine in der perfekten Organisation vor Ort zeigte. Oftmals wurden die Hersbrucker als „Besuch aus der Partnerstadt“ begrüßt. Am nächsten Nachmittag kamen die Mitglieder des Gospelchors im italienischen San Daniele an. Der Kontakt zu der berühmten Schinkenstadt entstand über die Slow-City-Bewegung. Auch San Daniele gehört zum „Verband der lebenswerten Städte“. Am Abend des Badetages in Lignano gab der Chor ein Konzert in der „Chiesa di Sevigliano“. Im größtenteils katholischen Italien sind Gospels und Spirituals wenig bekannt; trotzdem war das Konzert des deutschen Chores sehr gut besucht und der Funke der eher ungewohnten Musikrichtung sprang schnell auf die Zuhörer über. Aufgrund der günstigen Lage San Danieles in Venetien bot sich im Rahmen des kulturellen Programms auch der Besuch der mittelalterlichen Handelsmetropole Venedig an. Bis zum frühen Abend konnten die Chormitglieder die engen, typisch italienischen Gassen und die bekannten Sehenswürdigkeiten, wie den Markusplatz, die Rialtobrücke, und den Markusdom erkunden. Doch auch für die Besichtigung der „Cittaslow“ San Daniele hatte die Gruppe am Tag vor der Abreise ausreichend Zeit. Am folgenden Abend gaben die Sänger das letzte Konzert der einwöchigen Tour im Dom der Stadt. Der Hersbrucker Bürgermeister Wolfgang Plattmeier hatte ein Treffen mit einer Kollegin der Slow-City-Organisation extra auf dieses Wochenende gelegt, um beim Konzert dabei sein zu können. „Ihr seid einer der besten Botschafter der Stadt“ verkündete er nach dem Konzert. Zum letzten Mal in dieser Woche genossen die Chormitglieder vor Ort den weltberühmten San Daniele Schinken in der Prosciutteria der Schinkenfabrik, die sie am Morgen besichtigt hatten, bevor es wieder zurück ins kühle Deutschland ging.