Dem Hersbrucker Gospelchor boten sich auf seiner zweiwöchigen Konzertreise durch Skandinavien von Stockholm bis auf die Lofoten spannende Erlebnisse, interessante Begegnungen und Natur pur. Die unendlichen Weiten der skandinavischen Landschaft, Konzerte in urigen alten Holzkirchen, bei denen die Freude übersprang, und vor allem die Herzlichkeit der Menschen machten die Reise für alle Beteiligten zu einem unvergesslichen Erlebnis.
„Ich bin schon viel in der Welt herumgekommen, aber so ein schönes Fleckchen Erde habe ich noch nie gesehen“ kommentierte Kirchenmusikdirektor Karl Schmidt die norwegische Inselgruppe der Lofoten, Schluss- und Entspannungspunkt der Reise.
Die 53 Mitglieder des sonst 100-köpfigen Chores waren begeistert von dieser faszinierenden Landschaft, wo das kristallklare Wasser der Fjorde die kleinen Fischerboote vor einer archaischen und schroffen Felslandschaft sanft schaukeln lässt und zwischen traumhaften, hellen Sandstränden bis hin zu schneebedeckten Berggipfeln jeder einen Lieblingsplatz findet.
Nördlich des Polarkreises
Japan, Italien, Spanien, Kanada, England, Schottland, die USA, Sizilien, Österreich und vor drei Jahren Australien konnten die Hersbrucker schon mit ihren Gospels erfreuen. Nördlich des Polarkreises war allerdings Neuland. Wiebke Bremer, eine ehemalige Hersbruckerin, langjährige Gospelchorsängerin und Orgelschülerin von Karl Schmidt, studiert seit einigen Jahren im schwedischen Pitea Kirchenmusik. Sie hatte diesmal Konzerte und Aufenthaltsorte für „Sound of Joy“ organisiert. Schnell fanden die Hersbrucker Gefallen an dem Land, wo man immer darauf gefasst sein muss, dass ein Elch oder eine Rentierherde die Straße kreuzt, fast nur süßes Brot mit Sirup im Teig gegessen wird und die Bevölkerung so ursprünglich und freundlich zu jedem Besucher ist.
Erster Anlaufpunkt war Stockholm, Venedig des Nordens. Begeistert erkundeten die Hersbrucker die Stadt, die auf mehreren miteinander verbundenen Inselchen erbaut ist, zwischen denen sich die Schären wie Flussarme schlängeln. Zwischen der Altstadt mit engen Gassen und kleinen Geschäften und der von modernem Design geprägten City war für jeden etwas dabei: Vom Astrid-Lindgren-Museum bis hin zur Vasa, einem Schiffswrack aus dem 17. Jahrhundert, dem Königspalast und dem bekannten Freilichtmuseum „Skansen“ kamen alle Chormitglieder auf ihre Kosten. Drei Tage später ging es los Richtung Lulea, wo der Chor sein erstes Konzert gab.
Konzerte ein voller Erfolg
Bei Konzerten in Hortlax, Arvidsjaur, Pitea, Overtornea und Kiruna war es den Musikern eine große Ehre in den alten, kunstvoll erbauten Holzkirchen auftreten zu dürfen. Der Chor und die Bläser der Selneckerkantorei hatten das Publikum immer sofort auf ihrer Seite und wurden erst nach einigen Zugaben entlassen. Der Funke sprang auch besonders schnell über, da selbst die ältere Bevölkerung in Schweden meistens exzellentes Englisch spricht und die Liedtexte und Botschaft des Chores so besonders gut vermittelt werden konnten.
Karl Schmidt stellte durch seine Begrüßungen schnell ein herzliches Verhältnis zur Bevölkerung her. Im Rahmen eines Gottesdienstes in Hortlax, der von den Hersbruckern mitgestaltet wurde, konnte man den deutsch-schwedischen Austausch direkt miterleben: Beim gemeinsamen Vater Unser füllte sich die Kirche mit dem gleichzeitig in zwei Sprachen gesprochenen Gebet. Für die schwedische Kirchengemeinde, -deren Kirchenalltag sonst überwiegend von reiner Orgelmusik geprägt ist, war der Gospelchor mit Bläsern und Band eine willkommene Bereicherung des Gottesdienstes.
Elchlasagne, Rentiersandwich
Nach dem Gottesdienst hatte die Gemeinde etwas ganz Besonderes für den Chor vorbereitet: „Palt“ ist ein typisch nordschwedisches Gericht, das – unseren Kartoffelknödeln nicht unähnlich – aus rohen Kartoffeln und Mehl besteht und im Inneren mit einer Art Pökelfleisch gefüllt ist. Klassische Beilage dazu sind Preiselbeeren. Getrunken wird Milch. Zum Dank für die Köchinnen gab der Chor dann noch zwei fränkische Volkslieder zum Besten Einfacher war der Umgang mit anderen Spezialitäten, wie der Elchlasagne. Lässt man den leichten Wild-Geschmack und die dazu gereichten obligatorischen Preiselbeeren außer Acht, könnte man dieses Gericht für eine ganz gewöhnliche Lasagne halten, die man auch bei einem Hersbrucker Italiener auf dem Teller vorfinden könnte. Rentiersandwich wurde den Hersbruckern dann beim Besuch in einem Sami-Camp in Arvidsjaur gereicht.
Die Sami sind die Ureinwohner Skandinaviens und viele von ihnen leben noch heute von der Rentierzucht. Auf Rentierfellen am Lagerfeuer in einer typischen, zeltförmigen Holzhütte mit Rauchabzug durften die Chormitglieder einem alten, in Sami-Sprache vorgetragenen Lied lauschen. Als sie sich daraufhin mit einem spontan a capella vorgetragenen Gospel-Stück bedankten, zeigte sich die Sami-Frau so gerührt, dass sie betonte, sie würde von diesem Moment sehr lange zehren.
Für ihren Teil sehr lange zehren würden die Sängerinnen und Sänger vor allem von der atemberaubenden Natur Schwedens, in diesem Punkt größte unterirdische Erzbergwerk der Welt in einem futuristischen Science-Fiction- Film. Die Stadt Kiruna soll in den nächsten 20 Jahren komplett um einige Kilometer weiter versetzt werden, damit der Erzabbau unter dem jetzigen Stadtgebiet fortgesetzt werden kann. Die Vorstellung, dass die Kirche, in der ,Sound of Joy‘ sein letztes Konzert der Tour gab, in einigen Jahren nicht mehr an dieser Stelle stehen würde, war wohl für den einen oder anderen ein leicht befremdliches Gefühl. Dennoch war gerade das letzte Konzert ein voller Erfolg und die 200 Besucher feierten ausgelassen zusammen mit dem Chor den „Klang der Freude“.
Als Höhepunkt der Reise schüttelte die norwegische Natur für die Hersbrucker noch eine ganz besondere Überraschung aus dem Ärmel: Zwei Tage vor der Rückreise nach Deutschland erstrahlte der Nachthimmel plötzlich in ungewohnten, grünen Farben und Schleier zogen sich geisterhaft über das Firmament: Kaum zu glauben, aber es waren tatsächlich die so selten zu erblickenden Nordlichter!