Gospelchor hatte beim Jahreskonzert Heimspiel – Einstand von Chorleiterin Heidi Brettschneider vor einem vollen Haus
„This Little Light of Mine“ war die zweite von drei Zugaben, die der Gospelchor „Sound of Joy“ bei seinem Jahreskonzert zu Gehör brachte. Aber natürlich ist dieser Chor schon lange kein gar so kleines Lichtlein mehr. Deswegen eine randvolle Stadtkirche, deswegen begeisterter Applaus, deswegen herzhaftes Mitsingen und stehende Ovationen. Das erste Jahreskonzert unter Leitung von Kantorin Heidi Brettschneider knüpftenahtlos an die Erfolge unter Kirchenmusikdirektor Karl Schmidt an und setzte neue Akzente.
Schon nach den ersten Liedern konnte Dekan Werner Thiessen ohne zu übertreiben attestieren: „Unser Gospelchor ist wieder schwer in Aktion heute!“ Tatsächlich schien der kraftvolle Dirigierstil Heidi Brettschneiders der Darbietung von Chor, Bläsern und Band eine besondere Dynamik einzuhauchen. Mit „Lift Up Your Voice“ und „Make a Joyful Noise“ setzten die Musizierenden einen mitreißenden Auftakt in ihrem Anliegen, Gott zu loben – auf „Ausländisch“, wie Thiessen witzelte.
Erhebende „Mutmach -Songs“ erwiesen sich dabei als ebenso zweckdienlich wie das herrlich ominös arrangierte „Who’s Knocking on That Door?“ von Greg Gilpin, das wie ein Drei-Minuten-Krimi die bange Frage aufwirft, ob es etwa der Teufel ist, der da an die (Herzens)Tür klopft. Ähnlich bildhaft die stürzenden und übereinander polternden Liedzeilen in den verschiedenen Stimmen, als die Mauern des biblischen Jericho in einer musikalischen Achterbahnfahrt zum Einsturz gebracht werden sollen.
Die Präzision und Akkuratesse des Chors, der in Jeans und weißen Oberteilen zwischen leger und festlich gekleidet ist, ist für diese komplizierten Chorstücke ebenso nötig wie für die ruhigen, sehnsüchtigen Arrangements, beispielsweise beim drängenden „Run“ von Jeremy Birchall.
Im einzigen Chorstück mit Solodarbietungen können Sandra Härtl und Sonja Zeitler mit Hingabe und einem Augenzwinkern den Dusty Springfield-Klassiker „Son of a Preacherman“ rocken. Mit dem anspruchsvollen Arrangement von Ed Lojeski für „Man in the Mirror“ überzeugt der Chor mit einem weiteren Popsong mit Selbstreflexion, die gut in ein Kirchenkonzert passt, ebenso wie mit seiner Fähigkeit, temporeiche Liedzeilen auf den Punkt abzuliefern.
Ebenso wandlungsfähig sind die zwölf Bläser, die die Slapstick-Qualitätenvon“ ToughStuff“ ebenso humorvoll meistern, wie sie die nicht einmal ein Jahr alte Mini-Oper „Rise and Shine“ des Weimarer Posaunenprofessors Christian Sprenger in all ihren Höhen und Tiefen mit machtvollem Sound und ruhigen Phasen souverän und ausdifferenziert interpretieren.
Die Begeisterung des aus Sitzplatzmangel teilweise stehenden Publikums darf sich in den traditionellen Mitsingliedern ausdrücken. Chorleiterin Heidi Brettschneider hält es nicht am Dirigentenpult – mitten im Kirchenschiff dirigiert sie mit spürbarer Freude den ganz großen Chor aller Anwesenden. Der brandende Applaus verlangt nach Zugaben. Mit der dritten, einem irischen Segenswunsch für die Zuhörer, verabschiedet sich der Chor nach 90 Minuten Programm endgültig.
Am Sonntag, 17. Februar, gestaltet der Chor „Sound of Joy“ den Gottesdienst um 10 Uhr mit.
Ute Scharrer
Copyright (c) 2019 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 22.01.2019
Photos: Gospelchor „Sound of Joy“ privat